Was bleibt vom Ehrenamt noch übrig?
Das DRK im Kreisverband Calw macht zum „Internationalen Tag des Ehrenamtes“ auf die Einschränkungen und Schwierigkeiten in Pandemiezeiten aufmerksam
Großveranstaltungen wie Sportfeste oder Märkte gab es verständlicherweise seit Beginn der Pandemie kaum. Zumindest waren sie in den letzten Monaten so rar, dass sie uns in guter Erinnerung bleiben. Die Inzidenzen steigen nun wieder besorgniserregend, was auch für viele geplante Weihnachtsmärkte das Aus bedeutete. Der Wegfall all dieser Veranstaltungen trifft nicht nur Unternehmer und Schausteller, sondern auch das Ehrenamt hat mit den daraus resultierenden Folgen der Pandemie zu kämpfen – darauf macht das Deutsche Rote Kreuz, Kreisverband Calw e.V. zum „Internationalen Tag des Ehrenamtes“ am 5. Dezember aufmerksam.
Es ist schon zu einer Art Tradition geworden, dass die Rettungshundestaffel Calw des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) auf verschiedenen Weihnachtsmärkten im Landkreis Calw vertreten ist. Dort stellen sie ihre Arbeit bei der Bevölkerung vor, verkaufen Stoffhunde und nehmen Spenden ein. Diese Gelder dienen als eine der Haupteinnahmequellen der Bereitschaft, mit welcher unter anderem die Dienstfahrzeuge und -kleidung und die Kenndecken der Hunde finanziert und laufende Kosten bestritten werden.
Aber schon bevor zahlreiche Weihnachtsmärkte im Umkreis abgesagt wurden, war den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Rettungsstaffel klar, dass sie aufgrund der rasant steigenden Coronazahlen dieses Jahr erneut auf die Besuche verzichten werden. Damit möchte die Rettungshundestaffel Calw ihren Teil dazu beitragen, unnötige Kontakte und Menschenansammlungen zu vermeiden und zusätzlich eine Gefährdung der eigenen Mitglieder minimieren. Denn oberste Priorität ist es, die Einsatzbereitschaft der Rettungshundestaffel weiterhin aufrecht zu erhalten, um jederzeit mit den ausgebildeten Suchhunden bereit zu sein, wenn eine Person vermisst wird.
Ähnlich sieht es in den weiteren Bereitschaften des DRK im Kreisverband aus, denn auch diese bestreiten einen großen Teil ihrer Ausgaben durch Einnahmen von Spendengeldern, Sanitätsdiensten bei diversen Veranstaltungen oder Festivitäten. Doch nicht nur der Wegfall dieser Gelder stellt die ehrenamtliche Arbeit vor Herausforderungen: Kontaktbeschränkungen und Lockdowns legten über Monate hinweg die notwendigen Gruppenstunden auf Eis. Wieviel bleibt da vom Ehrenamt noch übrig, wenn dieses nicht öffentlich respektive im öffentlichen Raum stattfinden kann? Was ist an ehrenamtlichem Engagement möglich während einer Pandemie? Wie wirken sich diese Beschränkungen vor allem auf die Einsatzbereitschaft aus?
Ebenso wie die Kinder und Jugendlichen im Jugendrotkreuz mussten sich die Bereitschaften lange Zeit mit Onlinedienststunden über Wasser halten. Dies diente zwar der Aufrechterhaltung des theoretischen Wissens, ersetzte aber nicht die dringlichen praktischen Übungen und das allgemeine Handling. „Schwierig wird es wiederum, die Ehrenamtlichen zu motivieren, wenn die direkten sozialen Kontakte nicht hergestellt werden dürfen“, berichtet Christoph Schwenk, Bereitschaftsleiter des DRK-Ortsvereins Nagold/Wildberg e.V.. Es sei nicht nur die Ausbildung in Präsenz, die den Mitgliedern fehle, sondern auch die gemeinschaftlichen gesellschaftlichen Interaktionen. Als die Infektionszahlen in den Sommermonaten zurück gingen konnte zumindest in kleinen Gruppen, unter Berücksichtigung der üblichen Corona-Verhaltensregeln, wieder geübt werden.
Trotzdem waren die ehrenamtlichen Mitglieder der Bereitschaften dank einer fundierten Ausbildung in der ganzen Zeit voll einsatzfähig und konnten dies auch unter Beweis stellen. Schwenk: „Hier kommt uns unter anderem zugute, dass viele unserer ehrenamtlichen Mitglieder auch hauptamtlich im Rettungswesen tätig sind. Medizinisch sind wir deswegen stets jedem Einsatz gewachsen, weswegen wir in jeder Lage nicht um unsere Einsatzfähigkeit fürchten müssen.“ Zudem seien die Mitglieder jederzeit motiviert auch kurzfristig längere Einsätze zu absolvieren, was nicht zuletzt die Einsatzabfrage des Krisenmanagements zur Hochwasserhilfe in Rheinland-Pfalz gezeigt habe.
Und ungeachtet aller Einschränkung wurden die Bereitschaften seit Beginn der Pandemie auch vor gänzlich neue Herausforderungen gestellt: „Als die Anfrage vom Landratsamt kam, war es eine Selbstverständlichkeit, bei der Betreibung der PCR-Teststationen zu unterstützen“, erinnert sich Tamara Winter, Bereitschaftsleiterin des DRK-Ortsvereins Neubulach e.V. und Helferin der ersten Stunde. Zwar sei zu Beginn die Verunsicherung noch recht hoch gewesen, da der Umgang mit dem Virus und seine Auswirkungen für alle ein Novum darstellte, aber als ehrenamtlich im Katastrophenschutz tätiges Mitglied, habe sie das damit verbundene Einsatzpensum nie in Frage gestellt. Genau diese Aufgaben im Dienst zum Wohl der Bevölkerung seien es schließlich, welche das Ehrenamt beim Deutschen Roten Kreuz ausmachten.
So haben im Laufe der Monate unzählige ehrenamtlich Tätige etliche Stunden an den PCR- und Schnellteststationen im Kreis oder bei Impfaktionen ihren Dienst verrichtet. Insofern kann die Pandemie nicht nur als Einschränkung, sondern auch als Chance begriffen werden, die den Ehrenamtlichen aufgezeigt hat, welchen Herausforderungen sie in ihren Tätigkeiten gewachsen sind.
Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie unsere Bereitschaften und deren Arbeit gerne unterstützen möchten. Hierzu finden Sie die Spendenkonten und Onlineformulare unter der jeweiligen Website der Ortsvereine.
Die Rettungshundestaffel unterstützen Sie über das Spendenkonto: DRK Kreisverband Calw e.V.; Sparkasse Pforzheim Calw; IBAN: DE76 6665 0085 0007 6983 99; BIC: PZHS DE66 XXX; Verwendungszweck: Spende Rettungshundestaffel oder Sie kaufen einen kleinen Stoffhund für 10€. Dafür schicken Sie einfach eine kurze E-Mail an rettungshundestaffel(at)drk-kv-calw.de bzw. eine Nachricht auf Facebook.