Wenn jede Sekunde zählt
Infoveranstaltung zum Projekt "Region der Lebensretter"
Vor interessiertem Publikum informierten der DRK-Kreisverband Calw e.V. und der Klinikverbund Südwest jüngst im Landratsamt Calw über die Initiative „Herzsicherer Landkreis“ in Verbindung mit dem Verein „Region der Lebensretter e.V.“.
Prof. Dr. med. Martin Oberhoff, Chefarzt der Inneren Medizin am Kreiskrankenhaus Calw, klärte die Anwesenden über wichtige medizinische Aspekte zum Thema auf und wies insbesondere darauf hin, dass sich die Überlebenschance für einen Menschen mit Herzstillstand verfünffachen kann, wenn die Reanimation innerhalb von vier Minuten einsetzt. Bereits fünf Minuten nach einem Herzstillstand beginnen sich irreparable Schäden im Gehirn zu bilden. Angesichts einer landesweit durchschnittlichen Eintreffzeit des Rettungswagens von ca. 8 Minuten zeigt dies, wie wichtig die Laienreanimation – also Hilfe durch den Nächsten – ist. Dabei verwies er auf Statistiken, nach denen in Deutschland nur 60 % der erlittenen Herzstillstände beobachtet werden. Bei weniger als einem Drittel fände eine Laienreanimation statt. In Holland dagegen liege diese Quote mit rund 65 % doppelt so hoch. Dementsprechend höher seien dort die Überlebenschancen der Betroffenen. Die höhere Reanimationsquote führte Prof. Oberhoff auf den Umstand zurück, dass in den Niederlanden die Reanimation bereits im Schulalter vermittelt werde.
Thomas Seeger, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Calw e.V., erläuterte die Initiative des DRKs für einen herzsicheren Landkreis Calw, die - unter anderem – vom Landratsamt als Mitträger der Integrierten Leitstelle unterstützt wird. Vier Bausteine sollen die Überlebenschancen bei einem Herzstillstand verbessern: Die Organisation gut ausgebildeter Helfer über das Konzept des Vereins „Region der Lebensretter e.V.“ und der Handy-App „FirstAED“. Bereits 180 Helfer sind im Kreis Calw registriert. Dennoch ist die Ausrückequote noch zu verbessern und so ist man für jeden weiteren Helfer, der sich anmeldet, sehr dankbar! Sie möchten dabei sein? Wenden Sie sich einfach an die Regionenkoordinatorin des Vereins „Region der Lebensretter e.V., Frau Manuela Rühle (manuela.ruehle(at)drk-kv-calw.de). Sie führte auch an dem Nachmittag mit allen Teilnehmern praktische Übungen in der Reanimation durch und zeigte die Handhabung eines AEDs.
Die Smartphone-App „FirstAED“ führt die Helfer nicht nur zum Notfallort. Sind mindestens drei Helfer im Einsatz, wird der Dritte zum nächsten zugänglichen Defibrillator (AED) geleitet. Hierfür ist es aber notwendig, dass möglichst viele Defibrillatoren in der Datenbank vermerkt sind. Dabei ist es auch möglich, Öffnungszeiten zu hinterlegen. Auch AED, die nur zu speziellen Zeiten verfügbar sind, sollten gemeldet werden. Eine Übersichtskarte aller registrierter AED finden Sie auf hier auf unserer Webseite. Sollte Ihr AED noch nicht gemeldet sein, dürfen Sie sich gerne unter info(at)drk-kv-calw.de an uns wenden.
Prof. Dr. Oberhoff bat das Publikum darum, im Zweifel mit der Reanimation zu beginnen, denn: „Man kann nichts falsch machen, außer man tut nichts“. Sollte kein Herzstillstand bestehen und die Person „nur“ bewusstlos sein, wird das Herz durch die Reanimation nicht beschädigt! Deshalb ist dem DRK der vierte Baustein der Konzeption mit am wichtigsten: Um allen Menschen im Landkreis Sicherheit in der Wiederbelebung zu geben, veranstaltet das DRK – teilweise mit Unterstützung des Lions Club – Einweisungskurse. Dass die Reanimation sehr einfach sein kann, erläuterte DRK-Notfallsanitäter Justin Frank. Auch konnte er aus seinen Erfahrungen als Leitstellendisponent berichten und Hinweise für die idealen Verhaltensweisen beim Notruf geben.
Die von Prof. Oberhoff aufgeführten Statistiken beweisen, wie wichtig eine frühe Heranführung der Bevölkerung in Erste-Hilfe-Maßnahmen für das Überleben eines Patienten sein kann. Bereits im September 2015 startete die Initiative „Löwen retten Leben – In Baden-Württemberg macht Wiederbelebung Schule" zur Reanimation an weiterführenden Schulen. Das Ziel der Initiative ist es, Wiederbelebungsmaßnahmen in den Schulunterricht zu integrieren, um die Schüler für das Thema zu sensibilisieren und letztendlich die Überlebensrate zu verbessern. Die Initiative steht unter der Schirmherrschaft des Kultusministeriums Baden-Württemberg. Im Landkreis Calw nehmen fast alle weiterführenden Schulen an dieser Initiative teil. Ansprechpartnerin für Schulaktivitäten beim DRK ist Frau Michaela Läpple (michaela.laepple@drk-kv-calw.de).
Eine weitere Informationsveranstaltung für Interessierte mit Unterstützung und Vortrag von Dr. med. Uwe Helber, Chefarzt des Zentrums für Kardiologie Nagold-Herrenberg, wird am 30. März um 18.00 Uhr an den Kliniken Nagold in der Cafeteria stattfinden.
Der DRK-Kreisverband Calw e.V. und der Klinikverbund Südwest GmbH freuen sich über eine rege Beteiligung. Bei Interesse melden Sie sich bitte einfach an über manuela.ruehle(at)drk-kv-calw.de.