Schwarzwälder Magiergilde im Einsatz in Berlin
„Berlin ist in Dunkelheit gestürzt. Der Dunkle Lord und seine Anhänger haben es geschafft jegliche Menschlichkeit aus der Stadt zu verbannen und herrschen brutal und grausam!“ (aus der Einladung des JRK Berlin zum NOL 2018). Mit diesem dramatisch anmutenden Hilferuf lud das Berliner Jugendrotkreuz, des DRK Landesverbandes Berliner Rotes Kreuz e.V., bundesweit Jugendliche ab 16 Jahren zu ihrem traditionellen Nachtorientierungslauf (NOL) ein.

In einem Harry-Potter-Szenario liefen unter dem Motto „Die Heiligtümer der Menschlichkeit“ 33 teils kostümierte Gruppen aus ganz Deutschland mit. Um Berlin aus den Fängen des Dunklen Lords und seinen Schergen zu befreien galt es, 12 Stationen mit einer bunten Mischung aus Erster Hilfe, der Geschichte des Roten Kreuzes sowie natürlich Hexerei und Zauberei Aufgaben zu bewältigen.
Die Gruppe des DRK-Ortsvereins Schömberg/Bad Liebenzell e.V. aus Lena Mittermayer, Alexander Reusch, Tim Schrumpf und Christian Heimberger machte sich am 18.05.2018 um ca. 10:00 aus dem kleinen Maisenbach auf, um das ferne Berlin zu retten. Der Start verlief etwas holprig: unser Bollerwagen benötigte zunächst neue Reifen. Die alten, nun ja, konnten dem massiven Druck und der Verantwortung dieses Unterfangens nicht Stand halten. Glücklicherweise hatten wir aber noch Ersatz. Ein weiteres Problem war dann der Weg. Da wir keine Besen hatten, die dem logistischen Aufwand gewachsen waren, wichen wir auf bewährte magiefreie Technologie aus, dem sogenannten „Auto“. Berlin-Dahlem erreichten wir trotzdem erst nach zehn anstatt der geplanten sechs Stunden.
Müde bezogen wir unser Quartier in der Quentin-Blake-Schule. Diese wurde vom Berliner Jugendrotkreuz (JRK) mit Hilfe von Dekontaminationsduschen und einer Feldküche zu einer hervorragenden Unterkunft umgewandelt. Beim Einchecken losten wir auch unsere Startnummer für den nächsten Tag, die 30. Nach dem Empfang in der Sporthalle war Bettruhe angesagt.
Am nächsten Tag besuchten wir die Berliner Unterwelten bzw. einen von ihnen betreuten Atomschutzraum aus dem Kalten Krieg. Eine interessante kleine Weiterbildung zum Thema Zivilschutz. Direkt im Anschluss ging es erneut unter Tage, in die Ausstellung „Unterirdische Flucht aus der DDR“. Das machte uns wieder einmal bewusst, dass unsere Freiheit und unsere Grundwerte nicht selbstverständlich sind. Nachmittags zog es uns ins Zentrum zum Alexanderplatz, ans Brandenburger Tor und im Anschluss an das nahegelegene Holocaust-Mahnmal. Mehr Zeit blieb nicht, uns stand schließlich noch eine lange Nacht bevor. Nach dem es an einigen Stationen zu Staus kam, wurde unser Start auf 0:20 Uhr statt 22:45 Uhr verschoben.
Los gings beim 1. Rätsel, mit einem Buchstabenlabyrinth, das uns weiter in „den Verbotenen Wald“ führte. In ihm hausten verschiedenste Kreaturen, ihre Spuren galt es im Dunkeln zu finden und zu folgen. Sie führten uns zu einem Pferdehof in dem es zu einem Zwischenfall im Zauberkunstunterricht kam. Bei einer Explosion erlitten drei Schüler schwere Verletzungen, Verbrennungen, stark blutende Wunden und sogar einen Kreislaufstillstand. Mit vereinter Kraft brachten wir die Situation wieder unter Kontrolle und riefen Verstärkung herbei. Wir erhielten am Ende, wie an den folgenden Stationen auch, einen Brief in dem der weitere Weg in Rätseln beschrieben war. Die nächste Station war eine besondere Herausforderung: rückwärts buchstabieren, morgens um halb 2. Trotz Konzentration und Geduld schafften wir es, einige verdammt komplizierte Wörter zu entwirren und weiter zu ziehen.
Die nächsten Aufgaben waren: der Zusammenbau eines Feldtelefons zur abhörsicheren Übermittlung von Zaubersprüchen und ein anspruchsvolles Erste-Hilfe Memory in Kombination mit aufmunternden und motivierenden Worte, die uns über Müdigkeit, Hunger und die Anstrengungen des Weges hinweg halfen.
5:30 Uhr: Station 6, Halbzeit! Hier galt es nach einem Angriff durch Dementoren (Seelenlose Kreaturen) stumme Patienten zu versorgen. Jedoch wurden wir durch die Magie geblendet und es wurden uns die Augen verbunden. In einem fremden Raum drei nicht sprechende Patienten zu finden und zu versorgen, war eine enorme Herausforderung und bereicherte unseren Erfahrungsschatz sehr stark. Leider fiel das Frühstück zunächst dürftig aus, da bereits einige Gruppen zu gut gespeist hatten. Doch an der nächsten Station wurde die Geduld von den Organisatoren mit köstlichem Gulasch belohnt! Unsere Aufgabe dort war es, auf Besen zu fliegen und die Bilder von „bekannten“ Charakteren zu finden.
Um 7:00 öffneten die Bäcker: ofenfrische Brezeln! Die Stationen wurden nun gemütlicher; viel Sitzen, Erste-Hilfe Theorie und diverse Rätsel. Genau richtig für die doch schon fortgeschrittene Stunde.
Jetzt kamen unsere Sprachkenntnisse auf den Prüfstand: Worte in für uns nicht alltäglichen Sprachen galt es zu übersetzen. Ein Kreuzworträtsel später, kam die letzte Aufgabe: eine Spielzeuglokomotive fuhr im Kreis und wir sollten sie bei voller Fahrt, mit Hilfe einer Murmelbahn mit Murmeln beladen. Wir nutzen hierzu eine, zugegeben, einfache aber effiziente Lösung: auszählen wann die Lok da ist und mit dem ermittelten Timing alle Kugeln zeitgleich auf den Weg schicken! Die Taktik ging voll auf bzw. voll rein, denn alle Kugeln landeten nach und nach im fahrenden Zug.
Wir waren Fertig, der NOL war bewältigt und wir fielen ins Bett. Die abendliche Preisverleihung wurde live auf Facebook übertragen (Einfach mal bei „NOL Berlin“ reinschauen).
Berlin konnte schlussendlich durch alle gemeinsam befreit werden, entsprechend der Grundsätze Einheit und Menschlichkeit…
Was übrigens auch den Weg auf Facebook fand, war unsere Gesangseinlage zur Strafe dass ein Mitglied unserer Gruppe einen Tröst-Teddy auf dem Weg vergessen hatte. Aber seht und hört selbst: Facebook: NOL Berlin 2.Teil ab ca. 5 min.
Vielen Dank an die Organisatoren für den erlebnisreichen Event! Und herzliche Grüße an die Teilnehmer, danke auch für viele spannende, lustige und interessante Begegnungen!
Anmerkung: Mehr Bilder und Informationen zum Verlauf auf unserer Facebook- und Instagramseite „drkovschoebali“ sowie auf der Facebookseite des „NOL Berlin“ oder des „JRK Berlin“.