Bereits zum zweiten Mal in diesem Frühjahr veranstaltete die Stiftung für die Region - Sparkasse Pforzheim Calw gemeinsam mit dem DRK-Kreisverband Calw e.V. einen Abend rund um das Thema Wiederbelebung. Zahlreiche Interessierte scharten sich an einem Donnerstagabend um die Informationsstände der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden des DRK in und vor der Festhalle in Althengstett.

Natürlich waren alle dazu eingeladen, selbst Hand anzulegen und die Herz-Lungen-Wiederbelebung an den Puppen zu üben. Ganz nach dem Motto: Gib dem Herzen einen Stoß! Dass dies sogar schon Kinder können, bewies gleich eine begeisterte Schar Jugendrotkreuzler. „Reanimation ist kinderleicht“, unterstrich anschließend auch der Universitäts-Professor und DRK-Bundesarzt Prof. Dr. med. Bernd W. Böttiger. Man müsse nur die drei großen H beachten – „Hauptsache Heftige Herzdruckmassage“. Bereits zum zweiten Mal konnte man mit ihm einen der besten und versiertesten Rednern auf diesem Gebiet gewinnen.

20% des Sauerstoffs, welches uns im Körper zur Verfügung steht, benötigt das Gehirn. Aus diesem Grund stellt es bereits nach 5-10 Sekunden in Folge eines plötzlichen Herzstillstandes seine Funktion ein – der Mensch wird bewusstlos. Vor Millionen Zuschauern passierte dies während der letzten Fußball-Europameisterschaft dem dänischen Nationalspieler Christian Eriksen. Der umgehend einsetzenden Wiederbelebung hatte es Eriksen zu verdanken, dass er überlebte und heute wieder auf dem Spielfeld steht. Das Beispiel zeigt: es kann jeden treffen. Zu jeder Zeit. Überall. Doch nur wenn sofort mit einer effektiven Reanimation begonnen wird, haben Betroffene die Chance zu überleben. Denn bereits nach 3-5 Minuten ohne Sauerstoff stirbt das Gehirn.

„Wir haben in Deutschland sicherlich eines der besten Rettungssysteme der Welt“, konstatiert Böttiger. Aber dass der Rettungsdienst beim Patienten eintrifft, bevor das Gehirn irreversiblen Schaden genommen hat, sei schlichtweg utopisch. Deswegen sei es essenziell, Bürgerinnen und Bürgern die Hemmschwelle zu nehmen, selbst Hand anzulegen und eine Herz-Druck-Massage einzuleiten. Insbesondere die Ausbildung der Kinder gehöre seiner Ansicht nach zu den „big five“ der Wiederbelebung. Denn: „Was Hänschen schon lernt, verlernt Hans nimmermehr“, zitierte Böttiger eine alte Volksweisheit. Besonders in skandinavischen Ländern, in denen Wiederbelebung schon in den Schulen gelehrt werde, sei die Laienreanimationsrate und damit auch die Überlebensrate bei Herz-Kreislauf-Stillständen um ein Vielfaches höher als in Deutschland.

Was in anderen Ländern also gesetzlich mittlerweile fest im Unterrichtslehrplan verankert ist, lässt in Deutschland noch auf sich warten. Bund und Länder spielen sich hier, so Böttiger, trotz einer erfolgreichen, unterschriftenstarken Petition, immer wieder gegenseitig den Ball zu, was nicht nur Böttiger, sondern auch das anwesende Publikum nur mit einem Kopfschütteln kommentieren konnten. Auf anderer Ebene konnte der DRK-Bundesarzt jedoch einen Ball ins Rollen bringen: Im Zuge der Fußball-EM 2024 arbeitet die UEFA nun mit den nationalen Wiederbelungscouncils unter dem Motto GOAL (Go Safe A Life) zusammen. Vor und während der EM werden Spielende, Betreuende und Fans in den Grundlagen der Wiederbelebung geschult – ein weiterer großer Schritt für die Initiative und eine weitere große Überlebenschance für jeden, der einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet – ob auf oder neben dem Fußballfeld.

Info: Mit der Initiative „Herzsicherer Landkreis“ hat es sich der DRK-Kreisverband Calw e.V. zur Aufgabe gemacht, die Überlebensrate bei einem plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand zu erhöhen. Insbesondere mit dem System „Region der Lebensretter“, welches via Smartphone-App professionelle Ersthelfer zum Patienten lotst, konnten wir schon deutliche Erfolge erzielen. Daneben ist die Schulung der Bürgerinnen und Bürger ein großes Anliegen des DRK. Mit Unterstützung des regionalen „Lions Club“ bieten wir kreisweit regelmäßig kostenlose Reanimationsschulungen an. Alle wichtigen Informationen zum Projekt finden Sie auf unserer Webseite.